In diesem Artikel

1. Was sind Faszien?

2. Aufgaben der Faszien im Körper

3. Faszien und die Psyche

4. Faszien - Bedingung für Kraft und Beweglichkeit

5. Faszien - ein Sinnesorgan?

6. Faszien lassen sich behandeln!

Faszien sind Bestandteil vieler Lebensformen

Faszien sind feine, zähe bindegewebige Häute. Jedem, der schon einmal Fleisch zubereitet hat, sind diese milchig-weißen Häute schon einmal aufgefallen. Faszien hüllen bei Mensch und Tier alle Muskeln und sämtliche Organe ein und erlauben es, einzelne Muskeln voneinander abzugrenzen.

Auch in der Pflanzenwelt finden wir Ähnliches. Räumlich trennende und zugleich formgebende Häute sind ganz deutlich in Apfelsinen und Grapefruits. Im Grunde gibt es keine Lebensform ohne diese elastischen Häute.

Faszien umhüllen im Körper unserer Hunde und Pferde ausnahmslos jeden einzelnen Muskel, jeden Knochen, jedes Organ und selbst die Nerven. Diese Bindegewebe haben im Körper keinen Anfang und kein Ende. Sie sind ein Geflecht von sich überlagernden, nahtlos ineinander übergehenden, derben Häuten. Faszien können im Körper hauchdünn oder mehrere Millimeter dick und stark sein. Und - Faszien reagieren und verändern sich im Leben. Sie reagieren auf Training, auf Entzündungen, Bewegungsmangel oder Überlastung. So können sie selbst zu Schwachpunkten des Körpers werden. Das Pferd wird dann steif, der Hund verliert die Beweglichkeit.

Faszien haben viele Aufgaben im Körper

  • Fasziale Bindegewebe trennen alle Muskeln, die Muskelfasern und sogar die einzelnen Muskelzellen. Im gesunden Körper können Muskelfasern so einzeln aktiviert werden. Das ermöglicht den harmonischen, energieeffizienten Gang unserer Hunde und Pferde.
  • Faszien sind am Transport der Lymphe beteiligt. Sie wird zwischen den Faszien abgeleitet. Lymphe transportiert sowohl Abbauprodukte aus unseren Zellen als auch wichtige Aufbaustoffe und Abwehrzellen zu den Zellen. Jede Muskelbewegung unterstützt dabei den Transport der Lymphe. Faszien können verkleben, wenn es aufgrund von Verspannungen zu einem Stau der Lymphe kommt. Fibrinogen, ein wichtiger Blutgerinnungsfaktor, liegt in der Lymphe als gelöster Stoff vor. Bei einer Verletzung gerinnt es zu unlöslichem Fibrin. Durch die Gerinnung verkleben dann die Faszien intensiv miteinander (Prof. Dr. med. Paulini, Universitäten Ulm und Mainz). Diese Verklebungen führen zu Einschränkungen der freien Beweglichkeit und zu Steifheit.
  • Faszien informieren den Körper über die Haltung und Lage im Raum. Viele Rezeptoren sitzen in Faszien, "Druckmeßgeräte und Spannungsfühler" ebenso wie Schmerzrezeptoren. Viele von ihnen erfüllen Doppelfunktionen als Schmerzrezeptor und Druckrezeptor. Sie vermitteln die Informationen über den Zustand des Körpers in das autonome Nervensystem - gleichzeitig werden sie auch vom autonomen Nervensystem gesteuert.

Faszien sind mit symphatischen Nervenendigungen durchsetzt

Faszien sind die bindegewebige Hülle ausnahmslos um jeden Muskel, jeden Knochen, jedes Organ und selbst um die Nerven. In den Faszien kommen zahlreiche sympathische Nervenendigungen vor. Über diese Nervenendigungen wirken die Faszien auf unser vegetatives Nervensystem. Sie bilden sozusagen den Außenposten unseres autonomen Nervensystems. Autonom bedeutet: Über dieses Nervensystem haben wir keine bewusste Kontrolle und es regelt lebenswichtige Körperfunktionen weitestgehend selbstständig. Dazu gehören Atmung, Verdauung, einzelne Organe und auch Muskeln wie die inneren Augenmuskeln. Im gestressten Hund und Pferd sind die Faszien in einer ungesunden ständigen Anspannung, die der Hund und das Pferd nicht mehr selbstständig regulieren kann. Hier hilft de Faszientherapie bei der Entspannung - im wörtlichen Sinne.

Die Psyche steuert die Faszienspannung

Auch die Faszienspannung wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst. Innere Gelassenheit senkt die Körperspannung bei Hunden und Pferden (und Menschen). Stress dagegen steigert die Grundspannung der Faszien. Doch auch der Umkehrschluss ist richtig. Stehen die Faszien unter hoher Spannung, fühlt sich ein Hund gestresst.Er findet nicht zur Ruhe. Eine Spirale kann in Gang gesetzt werden, aus Verspannung im Körper, Innerer Unruhe und Anspannung des Körpers. Bei so hohen Faszien-Verspannung verliert sich der energieeffiziente, geschmeidige Gang, der sich an jeden Untergrund leicht anpassen kann. der Hund und das Pferd können sich dann schon bei normalen Bewegungen verletzen. Einige heftige oder ungewohnte Bewegungen reichen dann aus, um Muskeln zu zerren oder zu stauchen.

Unsere Beweglichkeit hängt von den Faszien ab

Auch für die Gesamtbeweglichkeit sind die Faszien entscheidend. Durch psychischen Stress, Operationen, Schonhaltungen sowie Bewegungsmangel und falschen Gebrauch des Körpers verkürzen und verhärten sich Faszien. Sie werden im Körper umgebaut. Die gut dehnbaren Elastinanteile nehmen ab und werden innerhalb der Faszie durch das zähe, kaum dehnbare Kollagen ersetzt. Der Grundtonus erhöht sich um ein Vielfaches. Die Faszien dann starr und unbeweglich. Auf Grund dessen verlieren sie ihre Gleitfähigkeit. Die Folgen: Faszien grenzen den Bewegungsspielraum der Muskulatur und Gelenke dauerhaft und oft auch schmerzhaft ein.

Kraft kommt von den Faszien

Eine überragende Rolle spielen Faszien bei der Krafterzeugung. Durch Dehnspannung speichern sie Kräfte. So können Hunde und Pferde so energiesparend und ausdauernd rennen. sie lassen einen Großteiles Arbeit von der Schwerkraft übernehmen, die die Sehnen und Faszien vorspannt. Beim Abfuhren federt die Faszie wieder hoch.  Dabei gilt: Je elastischer die Faszien im Körper sind, umso leichter laufen die Hunde und Pferde. Leider gilt auch hier: Faszien und Sehnen sind ein weißes, schlecht durchblutetes Gewebe. Sie brauchen sehr viel mehr Zeit, um auftrainiert zu werden. Muskeln werden in wenigen Wochen bis Monaten gebildet, für die Sehnen und Faszien braucht es in der Pferdeausbildung Jahre, bis sie die volle Leistungsfähigkeit erreichen.

Faszien - ein Sinnesorgan

Die rezeptor-reichsten Gewebe sind tatsächlich die Faszien, nicht die Augen, Ohren oder die empfindliche Haut eines Pferdes. Muskeln mit ihren Faszien und Nervenendigungen informieren das Gehirn ständig über die Lage im Raum - sie tragen das Körpergefühl. In den Faszien befindet sich die größte Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellen, die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen überschütten. Gewisserweise kann man deshalb die Faszien als Sinnesorgan bezeichnen.

Faszien verbinden

Alle Faszien stehen untereinander in Verbindung. Sie leiten Spannungen und Unbeweglichkeiten in andere Körperteile weiter. Deshalb kann eine verkürzte oder verklebte Faszie an den Beine einen Zug auf den Rücken ausüben. So kann eine Verletzung am Hinterbein die Schulter beeinflussen und dort für Bewegungseinschränkungen und Schmerzen sorgen.

Einerseits ist das ein Nachteil. Andererseits erreicht das Lösen einer Faszie eine Verbesserung der Beweglichkeit von der Nasenspitze bis zum letzten Schwanzwirbel eines Hundes.

Faszien können behandelt werden

Kollagene Verdickungen oder Verklebungen des Bindegewebes aufzulösen und die Faszien langfristig zu mobilisieren, ist allein durch Training beim Hund oder Pferd nicht möglich. Myofaszien lassen sich jedoch sehr gut durch eine manuelle Faszientherapie lösen und mobilisieren.

  • Verfestigte gelartige Kolloide (Proteine in der Gundsubstanz der Faszien) können unter Einfluß mechanischer Kräfte vorübergehend flüssig werden (aus dem Gel- in den Solzustand). So können Verklebungen gelöst werden.
  • Die vielen Nerven-Rezeptoren in den Faszien informieren über Körpergefühl und Schmerzwahrnehmung. In einer Faszientherapie werden sie sanft angesprochen. Das kann zu einer spontanen Entspannung des Gewebes führen.

So kann man über Faszienmobilisation die Lage der Muskeln und deren Funktion im Körper nachhaltig positiv beeinflussen.