Schmerzkrankheit - Schmerzsyndrom

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Allgemeines zur Schmerzkrankheit

Schmerzen schützen einen Hund, ein Pferd vor Schäden: vor Überlastung, vor Verletzungen. Schmerzen sorgen dafür, dass zum Beispiel eine entzündete Sehne geschont wird, damit sie ausheilen kann. Aber wenn eine Heilung nicht gelingt, diese Sehne verletzt bleibt, dann blieben auch die Schmerzen - mit all den Reaktionen des Körpers, die durch Schmerzen verursacht werden:

  • die Veränderungen im Hormonsystem durch den (chronisch) gewordenen Stress, den Schmerzen verursachen: der Cortisolspiegel steigt, die Schilddrüsenhormone werden im Körper herunter geregelt, das Adrenalin/Noradrenalin-System ist aktiviert
  • die veränderten Hormonspiegel verändern den Stoffwechsel des Hundes oder Pferdes mit chronischen Schmerzen
  • die veränderte Durchblutung belastet den ganzen Körper …
  • und die Schmerzwahrnehmung betrifft nicht nur den tatsächlichen Ort der Schmerzen, sondern die ganze Gliedmaße - aus einem dünnen Kupferdrähtchen, das den Schmerz zuerst leitete, ist durch die ständige Übung ein dickes Glasfaserkabel geworden. Auch im Gehirn kommt es zu Veränderungen - die Wahrnehmung von Schmerzen ist so gut gelernt und so gut geübt, dass eine kleine Berührung nun ausreicht, um die ganze Kaskade auszulösen …

Beim Schmerzsyndrom hat der Schmerz seine Schutz- und Warnfunktion verloren. Der Schmerz ist selbst zu einer Krankheit geworden. Das Symptom Schmerz wird ein eigenständiges Krankheitsbild.

Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung eines Schmerzsyndrom, z.B.:

  • Langfristiges Bestehen von Schmerzzuständen, die unabhängig von den Ursachen des Schmerzes zu psychopathologischen Veränderungen führen: so ist Kortison zwar ein sehr erfolgreicher Entzündungshemmer, aber verändert auch das Verhalten der Hunde und Pferde. Sie ziehen sich zurück und werden depressiv. DAs gilt auch für dasvom Körper selbst gebildete Cortison.
  • Unzureichende Schmerztherapie, zu schwere Nebenwirkungen der gewählten Methode, oder ungenügendes Ansprechen auf die gewählte Methode … (so sind die üblichen NSAID in der Schmerztherapie bei Hund und Pferd mit einer hohen Rate an Nebenwirkungen verbunden, beginnend bei Magen-Darm-Geschwüren, schlechterer Nierenfunktion, …)
  • Triggerpunkte in der Muskulatur sprechen auf die übliche Schmerztherapie nicht oder nicht ausreichend an. Sie müssen bei Hunden und Pferden anders aufgelöst werden.

Außerdem sind Hunde und Pferde Meister im Verbergen ihrer Schmerzen - oft, bis die Schäden schwerwiegend sind und die Heilung lange dauert.

Schmerztypen

Verschiedene Schmerztypen sollten unterschiedlich behandelt werden - so unterschiedlich, wie ihre Ursachen und Symptome:

  • Neuropathischer Schmerz: Nervenschmerz, z.B. beim Bandscheibenvorfall des Hundes, oder bei Zahnschmerzen beim Pferd
  • Nozizeptorenschmerz: der "übliche Schmerz", der durch Schmerz-Rezeptoren an das Gehirn geleitet wird, z.B. bei chronischen Gelenkentzündungen
  • Myofaszielles Schmerzsyndrom: auch die Faszien, das Bindegewebe, das den gesamten Körper umhüllt und verbindet und jedes einzelne Organe umgibt, trägt eine Vielzahl an Rezeptoren. Auch sie werden bei chronischen Schmerzen verändert.

Diagnostik

Schmerzen sind individuell sehr unterschiedlich: was einer "locker wegsteckt", legt einen anderen "flach". Beim Menschen umfaßt die Schmerz-Anamnese die Klärung von Dauer, von der Häufigkeit der Schmerzen, dem Schmerzort, Schmerzart, und vor allem die eigene Stärke des Schmerzes. Das ist beim Tier kaum möglich: es kann nicht Sprechen. Es kann nicht sagen, heute geht es mir besser, heute sind die Schmerzen stärker oder weniger schlimm. Immer bleibt das veränderte Verhalten des Tieres entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung. Dazu kommt, dass die Veränderungen durch ein chronisches Schmerzgeschehen oft schleichend geschehen.

Trotzdem ist sich jeder Pferde- und Hundebesitzer sicher, dass ein Hund oder ein Pferd unter Schmerzen leidet - und dass es entsprechend behandelt werden muss.

genauere Untersuchungen:

  • Individuelle Anamnese mit Schwerpunkt auf die Schmerzen
  • Haltungs- und Gangbildanalyse
  • Neurologische Abklärung der Schmerzursache. Nervenschmerzen können nach Verletzungen an jeder Stelle des Nervensystems auftreten, vom Kopf über das Rückenmark bis zum peripheren Nerven.

Therapie

Die Therapie der Schmerzkrankheit ist abhängig von der jeweiligen Ursache. Sie muss für jeden Hund und jedes Pferd individuell festgelegt werden. Sie umfaßt die Ernährung, mögliche Heilkräuter und Ergänzungsmitteln, Akupunktur, Physiotherapie/Manuelle Behandlungen, Osteopathie.

  • Nervenschmerzen können sehr oft durch Akupunktur und eine spezielle "Nervenmassage" (Neurodynamik) gebessert werden
  • Myofasziale Schmerzen werden in der Faszientherapie gebessert
  • Wirbelblockaden richtet die Dorn-Therapie bei Hund und Pferd sehr erfolgreich

Dieser multimodale Ansatz der Schmerztherapie ist sehr oft auch noch in "Austherapierten Fällen" hilfreich. Die Erfolge zeigen sich in mehr Lebensfreude der Hunde und Pferde.