Warum stöhnt mein Hund?

Stöhnen beim Hinlegen

Eigentlich stöhnen Hunde nicht aus Schmerzen - sie wollen ihre Schwäche ja nicht ihren Fress-Feinden verraten. (Hunde sind nicht nur Jäger, sondern auch Beutetiere. Sie werden von größeren Raubtieren durchaus gefressen, in Indien z.B. regelmäßig von Tigern und Leoparden.) Ein leises Stöhnen oder Grummeln kommt jedoch auch bei Schmerzen vor.

Wenn Ihr Hund beim Hinlegen regelmäßig stöhnt oder seufzt - wenn er das schon immer gemacht hat, auch als Welpe, dann wird das einfach eine "persönliche Marotte" sein. Auch Hunde können, wenn sie die perfekte Lage gefunden haben, zufrieden Seufzen. Bei manchen klingt das eher wie Grunzen oder Stöhnen. Und auch, wenn Hunde träumen, geben manche von ihnen Laute von sich: ein leises Bellen, Wuffen, oder auch ein regelrechter Hetzlaut, wenn das Traum-Kaninchen vor ihnen wegrennt.

Wichtig zur Beurteilung von stöhnen beim Hund ist auch das Alter des Hundes: bei einem Welpen kommen andere Krankheiten in Frage als bei einem Erwachsenen. Noch andere sieht es bei einem Hunde-Senior aus. Stöhnt der Hund, wenn er sich hinlegt, um sich auszuruhen? Wenn er wieder nach einer längeren Ruhephase aufsteht? Oder stöhnt ihr Hund im Schlaf? Wenn er auf dem Rücken liegt, alle vier Beine in der Luft, wird es wohl eher die individuelle Version von wohligem Seufzen sein. Ächzt er neuerdings beim Hinlegen, wird der Verdacht auf Schmerzen größer.

Stöhnen beim Welpen

Hundewelpen und junge Hunde können eine Vielzahl von Lauten von sich geben: Quietschen, Winseln, aber eben auch Stöhnen. Und "Wachstumsschmerzen" gibt es auch beim Hund. Gerade bei Riesen wie Leonberger und Neufundländer, aber auch bei großwüchsigen Hunderassen (Ridgeback, DSH, Labrador). Selbst mittelgroße Rassen wie Münsterländer und kleine wie der Westi können im Wachstum Probleme mit dem Bewegungsapparat haben.

  • Muskelschmerzen und Muskelkater können auch völlig gesunde Welpen und Junghunde haben, z.B. nach einer lustvollen Toberei am Vortag.
  • Im Wachstum "aufgetrieben", geschwollen wirkenden Gelenke kommen gerade bei großwüchsigen Hunderassen häufig vor.
  • Eine regelrechten Panostitis kann bis zu einem Alter von zwei Jahren vorkommen.

Und die Welpen-und Junghundezeit ist die Zeit, wo aus den Wachstumsproblemen die Dysplasien werden: Ellbogendysplasie (z.B. Labrador, DSH,…) Hüftgelenksdysplasie (alle Rassen, auch die kleinen), Radius-Curvus-Syndrom bei Dackel und anderen, Patellaluxation der kleinen Hunderassen, Legg-Calve-Perthes … Diese Liste ist lang und wird anscheinend immer länger.

Andererseits kann in der Junghundezeit auch mit der besten Aussicht auf Erfolg behandelt werden. Wenn der junge Hund jetzt einen guten Gang erlernt, eine optimale Benutzung seiner Gliedmaßen im Gehirn abspeichert, dann werden die Gelenke und Muskeln bei jedem Schritt bestmöglich trainiert und versorgt: damit er lange schmerzlos auf seinen vier Beinen laufen kann.

Stöhnen beim erwachsenen Hund

Bei erwachsenen Hunden gibt es für das Stöhnen noch andere Ursachen.

  • Arthrosen können bereits frühzeitig beginnen. Wenn der Hund regelmäßig an einer Stelle leckt, einem Bein, Gelenk, einer bestimmten Pfote, kann das auf Schmerzen hindeuten.
  • Auch Muskelüberlastungen können schon früh beginnen und zu Schmerzen führen.
  • Bauchschmerzen im weitesten Sinne können den Hund Stöhnen lassen, wenn er sich hinlegt. Denn die inneren (Bauch-) Organe verändern ihre Position beim Hinlegen oder es kommt Druck von unten dazu.
  • Auch Rückenschmerzen können einen Hund zum Stöhnen bringen. Eine Wirbelblockade oder allgemeiner Schmerzen in einem Segment des Körpers (einem von dem Rückenmarksnerven versorgten Bereich) wirkt sich immer auf schmerzhaft auch den Bewegungsapparat aus.

Auch hier gilt: es kommt auf die Situation an. Ein zufriedenes Seufzen kann wie Stöhnen beim Hund klingen. Es kann aber auch tatsächlich ein schmerzbedingtes Stöhnen sein.

Stöhnen beim alt-gewordenen Hund

Nicht wenige altgewordene Hunde und Hunde-Senioren stöhnen, wenn sie sich hinlegen. Im Laufe eines aktiven Hundeleben sammeln sich leider auch Schäden im Bewegungsapparat an. Steifgewordene Muskeln schmerzen. Sehnen sind nicht mehr so geschmeidig wie in jüngeren Jahren. Gelenke reagieren schmerzhaft auf Überlastung …

  • Nach einer Untersuchung schwedischer Osteopathen zeigten fast 2/3 aller Hunde Rückenschmerzen bei der Untersuchung. (Anders Hallgren: Rückenprobleme beim Hund: Untersuchungsreport, Animal Learn Verlag 2003). Bei mir in der Praxis sind es fast 100 % der Hunde, bei denen wir Rückenschmerzen feststellen. Unter Rückenschmerzen leiden etwa so viele Hunde wie ihre Menschen. Rückenschmerzen lassen sich gut und erfolgreich behandeln.
  • Durch den segmentalen Bau der Wirbelsäule mit den Nerven, die nach jedem Wirbel austreten, führt jede Wirbelblockade zu einem gereizten Nerven - und jeder Nerv, der gereizt wird durch die Erkrankung eines Inneren Organes, führt zu einer Störung im Segment der Wirbelsäule. Im Laufe eines Hundelebens sammeln sich jede Menge winziger Verletzungen, die zu Schäden an der Wirbelsäule führen. Hier ist die Akupunktur eine sehr gute Behandlungsmöglichkeit.
  • Die Hüftgelenksdysplasie führt durch lebenslange Schonhaltung zu Überlastungen an anderen Körperteilen. Die Biomechanik ist da leider nicht auszutricksen: Wird vermehrt Gewicht nach vorne verlagert, weil die Hinterbeine nicht so können, wie sie sollen, dann hat das Folgen. Schmerzhafte Folgen für den Hund. Hier sollte mit einer konsequenten und gleichzeitig gut verträglichen Therapie nicht gewartet werden. Selbst wenn notfalls operiert werden muss, kann ein Hund auch mit HD fröhlich alt werden - wenn die Schmerzen konsequent behandelt werden.
  • Kniegelenksarthrosen und Kreuzbandrisse sind weitere Ursachen für das Stöhnen eines Hundes beim Hinlegen. Denn jetzt müssen die großen Gelenke, also Knie und Hüfte, maximal gebeugt werden.
  • Aber auch schmerzhafte Krankheiten der Inneren Organe können beim Hunde-Senior noch zu Stöhnen führen.

Alles in allem muss man sagen, dass Stöhnen beim Hinlegen oder beim Positionswechsel im Schlaf beim Hund ein Anzeichen für Schmerzen sein kann - aber es nicht muss. Viel hängt von der Situation ab. Wer sich unsicher ist, sollte einen Therapeuten aufsuchen, der mit "Fingerspitzengefühl" den Körper untersucht und mit Körperbau und Bewegungsmuster der unterschiedlichen Rassen vertraut ist. Denn ein Chihuahua läuft und bewegt sich anders als ein Dackel, als ein Vorstehhund, als ein Schäferhund, als ein Neufundländer - und alle haben ihren eigenen Schwachstellen.