Hüftgelenkdysplasie (HD) beim Hund

In diesem Artikel

Zusammenfassung

Aufbau der Hüfte beim Hund

Entstehung der Hüftgelenkdysplasie

Symptome

Therapiemöglichkeiten bei Hüftgelenkdysplasie

Konservative Behandlung - ohne OP

Zusammenfassung HD beim Hund

Die Hüftgelenkdysplasie kommt bei Hunden sehr häufig vor (übrigens leiden auch Katzen häufig unter der Hüftgelenkdysplasie, sie können sich aber besser schonen als ein Hund, der täglich ausgeführt wird). Die Hüftgelenkdyslasie führt immer zur Arthrose der betroffenen Hüftgelenke. Trotzdem bleiben viele Hunde mit HD oft lebenslang symptomlos. In den meisten Fällen reichen einfache Behandlungsmethoden, um Hunden mit Hüftgelenkdysplasie ein schmerzloses Leben zu ermöglichen. Komplizierte Operationen sind nur selten nötig.

Die Hüfte ist beim Hund so wichtig, weil die gesamte Kraft aus den Hinterbeinen im Hüftgelenk auf den Körper übertragen wird. Die Hüfte ermöglicht dazu dem Hinterbein eine weite Bewegung - von maximal gebeugt bis ganz gestreckt. So kann der Hund sich im Schritt und Trab abstemmen und im Galopp weit abspringen. Der Motor der Fortbewegung ist beim Hund - wie beim Pferd - das Hinterbein.

Aufbau der Hüfte beim Hund

Anatomie der Hüfte

Das Hüftgelenk besteht aus einem harten Gerüst von Knochen, die beweglich verbunden sind. So wird die Kraftübertragung und Kraft-Umlenkung erst möglich. Um die Reibung zu verringern, ist der Gelenkknorpel an den Knochenenden extrem glatt, und die Schmierflüssigkeit zäh und hochviskös, damit der Schmierfilm immer bestehen bleibt. Die Gelenkkapsel hält alles zusammen. Bewegt wird das Hüftgelenk durch die umliegenden Muskeln.

Das Hüftgelenk des Hundes gilt als Kugelgelenk (auch wenn die seitliche Bewegung stark eingeschränkt ist). Die Gelenkpfanne im Becken, eine schalenartige Mulde, umfaßt den Gelenkkopf des Oberschenkelknochens - dicht und fest, wenn alles gut geht. Wenn diese beiden Voraussetzungen nicht zutreffen, ist die Gelenkfunktion eingeschränkt: der Hund hat eine Hüftgelenksdysplasie.

Für die optimale Gelenkfunktion müssen die Gelenkflächen von Oberschenkelkopf und Hüftgelenkpfanne exakt passen - und Bandapparat und die Muskeln müssen ideal zusammenarbeiten. Der Kapselapparat und die Bänder müssen Hüftkopf und Pfanne so fest miteinander verbinden, dass sie nicht auseinander weichen. Gleichzeitig muss die volle Beweglichkeit erhalten werden. Das Hüftgelenk ist eines der vielen Meisterwerke des Körpers.

Als „Hüftgelenkdysplasie“ wird eine Fehlbildung der Knochen von Hüftpfanne und Oberschenkelkopf. Sie passen nicht zueinander. Der Kopf ist zu flach oder die Pfanne nicht tief genug, die Weichteile (Gelenkkapsel und Sehnen) sind nicht straff genug („Lockerheit der Hüfte“). Die meisten Fälle der HD zeigen aber eine Kombination aus beiden.

Egal welche Form der Hüftgelenkdysplasie auftritt, sie führt stets zu einer Arthrose des Gelenkes - irgendwann. Die Schwere der Arthrose kann sehr unterschiedlich sein. Genauso unterschiedlich ist, wie sehr der Hund darunter leidet.

Entstehung der Hüftgelenkdysplasie

Nachweislich wird die Tendenz zur Hüftgelenkdysplasie vererbt. Der Hund trägt die Anlagen für eine gut funktionierende oder eine dysplastische Hüfte im Erbgut. Der Erbgang für die Hüftgelenkdysplasie ist jedoch sehr kompliziert und noch nicht ganz geklärt - und die Umwelt modifiziert das Ergebnis für den Hund. So können Hunde mit guter Hüfte selbst Träger der Gene für HD sein.

Wie stark die Probleme sind, die durch die angeborene Fehlbildung verursacht werden, wird zusätzlich auch durch den Besitzer des jungen Hundes beeinflusst. So wirkt sich eine Überbelastung der Gelenke schlecht auf eine Arthrose durch Hüftgelenkdysplasie aus. Eine intensive sportliche Karriere ist für einen Hund mit HD nicht sinnvoll.

Weitere Faktoren fr die Ausbildung einer HD sind

  • Überfütterung, besonders bei jungen Hunden,
  • fehlerhafte Fütterung mit zuviel (Welpen-)Kalk CaCO3
  • insgesamt ein Mineralstoff-Ungleichgewicht und ein Missverhältnis zwischen Training/Bewegung und Energie im Futter (Kalorien). Die meisten Hunde werden überversorgt, Mangel ist bei Welpen in Deutschland die absolute Ausnahme. (Das gilt nicht für Hunde aus dem Ausland und Hunde aus dem Tierschutz.)

Andererseits kann der Besitzer durch dosierte Belastung und angemessenes Training dafür sorgen, dass ein solider Muskelmantel  das Hüftgelenk stabilisiert ist. Unterforderung ist hier ebenso schädlich wie Überanstrengung.

Außerdem ist die Schwere der Symptome, also der Probleme im Alltag, nicht mit dem Grad der Arthrose oder der Hüftgelenkdysplasie gleich zu setzen. Es gibt Hunde mit schwerer Hüftdysplasie (HD-Grad C oder D), die kaum jemals eine Lahmheit zeigen. Andere Hunde lahmen selbst bei geringer HD und auf dem Röntgenbild guten Hüften sehr stark. Die Schmerzempfindlichkeit ist beim Hund so unterschiedlich wie bei seinem Menschen, und ein Röntgenbild sagt nichts über die Schmerzen eines Hundes aus. Es liefert Anhaltspunkte, mehr nicht, Nachweise für eine körperliche Veränderung - aber es sagt nichts darüber aus, wie ein Hund damit umgeht.

Symptome der Hüftgelenkdysplasie

Die fehlerhafte Ausbildung des Hüftgelenkes verursacht bei den betroffenen Hunden Schmerzen. Sie reagieren zunächst mit einer Schonhaltung: Gewicht wird nach vorne verlegt, die schmerzenden Bewegungen gemieden. Der Schritt wird kurz, die Hinterbeine entlastet.

Welpen „wackeln mit dem Hintern“ oder sie "Eiern". Im Laufe des Wachstums stabilisiert sich Muskulatur und Bindegewebe, so dass Lahmheit zeitweise völlig Verschwinden kann. Da die Hüftgelenke jedoch nicht gesund sind, bildet sich mit der Zeit eine Arthrose. Dazu kommen dann noch die Folgen der Überlastung anderer Strukturen, im Rücken, an der Wirbelsäule, Kreuzbein/ISG, am Ellbogen.

Die Streckung des Hüftgelenkes ist dann bereits meist schmerzhaft fest. Oft ist auch die gesamte Beweglichkeit des Gelenkes eingeschränkt. Wenn das Hüftgelenk instabil ist, kann das häufig durch spezielle Tests festgestellt werden. Bei einer ausgeprägten Arthrose ist nicht selten ein Knacken/Knirschen hörbar- und fühlbar.

Stellt ein Tierarzt die Verdachtsdiagnose "Hüftgelenkdysplasie", wird er in der Regel zu einer Röntgenuntersuchung raten.

Diagnose Hüftgelenkdysplasie / HD

Viele Befunde während einer manuellen Untersuchung deuten auf eine eingeschränkte Hüftfunktion hin, etwa eine eingeschränkte Streckung der Hüfte, bestimmte Triggerpunkte in der Muskulatur …

Die endgültige Diagnose HD stellt ein Tierarzt anhand eines Röntgenbildes. Dabei ist es ein Unterschied, ob das Röntgenbild zur Beurteilung der Zuchttauglichkeit eines Hundes dient, oder um die Ursache einer Lahmheit zu finden.

Viele Hunde, und Hunde wohl aller Rassen leiden unter einer eingeschränkten Hüftfunktion, bzw. einer Hüftgelenksdysplasie. Es gibt Hunde-Rassen, bei denen es häufiger vorkommt, und Rassen, bei denen die Auswirkungen schlimmer sind. So kann ein gut bemuskelter Hund wie ein Rottweiler viel kompensieren, was ein schlaksiger oder zu Fettsucht neigender Hund mit schlaffen Muskeln und Bändern nicht schafft. Auch individuelle Unterschiede in der Schmerzempfindlichkeit führen zu unterschiedlichen Symptomen.

Therapiemöglichkeiten bei Hüftgelenkdysplasie/HD

Hüftgelenkdysplasie (HD) ist eine sehr weit verbreitete Krankheit beim Hund. Ihre Folgen können extrem schwerwiegend für den Hund und seine Besitzer sein.

Die HD kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein: Sie kann zu kaum erkennbaren Symptomen führen. Für einen anderen Hund mag sie ein Todesurteil bedeuten. Das Röntgenbild kann kann furchtbar sein, die Arthrose der Hüftgelenke sehr schwer, und trotzdem kann ein Hund damit recht gut laufen können. Ein anderer Hund mit HD, mit auf dem Röntgenbild besserer Hüfte, mag damit schwer lahmen.

So unterschiedlich wie die Schwere der Symptome, die durch die Hüftgelenkdysplasie verursacht werden, sind auch die Therapiemöglichkeiten. Welche Behandlung für den individuellen Hunde-Patienten „die Beste“ ist, hängt von verschiedenen Dingen ab.

  • Alter des Hunde-Patienten
  • Jugend des Hunde-Patienten: Ist er schon ausgewachsen? ist er noch im Wachstum? Manches kann mit gutem Training jahrelang ausgeglichen werden, wenn frühzeitig begonnen wird. Manche Op-Methoden funktionieren in der Jugend am besten.
  • der Grad der Hüftgelenkdysplasie (Röntgenbeurteilung, funktionelle Beurteilung der Hüftfunktion in der Bewegung. Wie weit sind die Schonhaltungen ausgeprägt?)
  • Grad der Arthrose (Röntgenbild)
  • Körpergewicht - das Körpergewicht ist für manche Operationsmethoden mitentscheidend
  • Gewichtsverteilung und Körpertyp (eher weich und schlaff bemuskelt oder ein muskulöser, straffer Typ. Auch die Körperkondition und das Körpergewicht spielt hier eine wichtige Rolle „body condition index, BCS“ oder Body Mass Index BMI)
  • Möglichkeiten zur Physiotherapie und Schmerztherapie

Die Behandlung eines Hundes mit einer Hüftgelenksdysplasie kann nichtchirurgisch, also „konservativ“ sein oder chirurgisch. Bei vielen Hunden ist die konservative Therapie so erfolgreich, dass gar keine Operation mehr nötig ist. Bei anderen Hunden kann die Zeit bis zu einer eventuell notwendigen Operation überbrückt oder verlängert werden.

Es gibt viele Fälle, in denen selbst schwer arthrotisch veränderte Hüftgelenke noch eine gute Funktionen und damit Lebensqualität für den Hund ermöglichen. Entscheidend ist allein, ob es dem Hund gut geht oder nicht. Die Schwere der Arthrose steht nicht in direkter Beziehung zur Schwere der Lahmheit. Kurz gesagt: Hunde mit recht guter Hüfte können deutlich lahm sein. Andere Hunde mit sehr schwerer Hüftgelenkdysplasie und Arthrose können trotzdem gut laufen.

Konservative Behandlung der Hüftgelenkdysplasie

Die wesentlichen konservativen Maßnahmen bei Hüftgelenkdysplasie sind:

  • Belastungsanpassung: die individuell passende Bewegung und ein Trainingsprogramm hilft dem Hund, seine Muskeln zu kräftigen und sich damit besser tragen zu können. Arthrose muss laufen! Ein ungenutztes oder falsch genutztes Gelenk wird nicht richtig ernährt. Die Gelenkflüssigkeit kann nicht gebildet werden und der Knorpel wird nicht ernährt. Aber eine Arthrose darf nicht überlastet werden.
  • Gewichtsanpassung: meistens bedeutet das für den Hund Abnehmen. Je weniger Gewicht der Hund mit sich herumschleppt, desto besser. Und selbst, wenn das Gewicht dem Rassestandart entspricht, so sollte ein Hund mit Hüftgelenkdysplasie doch zu den dünnsten Vertreter der Rasse gehören. Jedes Gramm weniger schont die Hüften.
  • Physiotherapie: Massage, Muskelaufbau und Muskeltraining sind für Hunde mit HD extrem wichtig. Ein Muskelaufbau kann allerdings erst stattfinden, wenn die Muskulatur entspannt ist. Deshalb ist die manuelle Therapie zur Entspannung der Muskeln so wichtig.
  • Schmerz- und Entzündungshemmung: hier bietet sich Akupunktur an, die einerseits die Muskulatur wunderbar entspannen kann, andererseits auch auch als Schmerztherapie keine Nebenwirkungen (wie Belastung von Leber und Nieren) verursacht. (Nadelakupunktur, Laserakupunktur, Dry Needling) Auch Blutegel sind eine Therapiemöglichkeit. Faszientherapieverbessert die Beweglichkeit des Hundes und ermöglicht eine Verringerung der Schmerzen.
  • Futtermittelzusätze können die Entzündungsbereitschaft des Körpers verringern, schmerzlindernd wirken und den Stoffwechsel entlasten. Das gilt auch für die Arthrose bei Hüftgelenkdysplasie. Mit bestimmten Futtermittelzusätzen kann das Schmerzempfinden des Hundes deutlich verbessert werden. Der Muskelaufbau kann erleichtert werden. Auch die Neigung zu Muskelverspannungen kann beeinflußt werden.

Diese Maßnahmen greifen ineinander. Sie können und sollten miteinander kombiniert werden, um die Lebensqualität Ihres Hundes bestmöglich zu steigern. In dieser kombinierten, ganzheitlichen Schmerztherapie haben wir für uns einen Weg gefunden, der bereits viele Hunde mit hoher Lebensqualität alt werden ließ.

Ein wesentlicher Vorteil dieser Behandlung ist ihr geringes Risiko für den Hund. Schnelle Effekte wie bei Massage und Akupunktur verbinden sich mit "langsameren" wie Muskeltraining und Muskelaufbau, Belastungs- und Gewichtsanpassung. Eine Operation ist trotzdem jederzeit möglich. Meistens kann sie weit "nach hintern" verschoben werden, oder sie ist gar nicht mehr nötig. Und auch nach einer Operation ist Physiotherapie so nötig wie bei einem Menschen, der eine "neue Hüfte" erhalten hat.

Das Ziel bei jeder Behandlung der Hüftgelenkdysplasie ist immer Beweglichkeit und Bewegungsfreude für Ihren Hund.